Ein fauler Friedens-Kompromiss zwischen Nord- und Südkorea, die Sorge vor einem Handelskrieg und die unberechenbare Haltung der US-Regierung gegenüber dem Iran – es gibt derzeit viele gute Gründe für einen „sicheren Hafen“. Doch der Goldpreis in Dollar konnte davon nicht profitieren. Im Gespräch mit dem Internetportal „finanzen.net“ nennt Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank, ungeschönt die Gründe für die Entwicklung des Goldpreises: „Der Goldpreis ist die Anlageform, die am meisten geldpolitisch manipuliert wird.“ Vor allem die Notenbanken hätten kein Interesse an einem starken Goldpreis, weil dadurch die Rettung der Welt mit Geld konterkariert würde. Halver warnt: „Trotz der vielen Krisen, die wir gerade zu Jahresbeginn gesehen haben – Syrien, Nordkorea, die Wahl in Italien, der drohende Handelskonflikt – wird uns der Goldpreis mittelfristig nicht den Gefallen tun, zu steigen.“ Dennoch ist Gold für Robert Halver als Anlageklasse und insbesondere als Versicherung weiterhin wichtig. Er empfiehlt, bis zu zehn Prozent des liquiden Anlagevermögens in Gold zu investieren.
Im Gespräch mit „finanzen.net“ macht Robert Halver deutlich, dass die anhaltende Euphorie an den Finanzmärkten mit Vorsicht zu genießen sei: „Nach 30 Jahren des zunehmenden Freihandels müssen die Aktienmärkte das Thema Handelsprotektionismus erst verarbeiten und einordnen“, erklärt Halver. Er vermutet eine zunehmende Volatilität. Förderlich für eine Fortsetzung der Hausse an den Börsen ist hingegen der günstige Euro, welcher der europäischen Exportindustrie helfe. Von der Zins-Front erwartet Robert Halver in diesem Jahr keine Unruhe. Die noch kommenden Zinserhöhungen in Amerika seien längst eingepreist. Während die Inflation in den USA bereits das Zielniveau um zwei Prozent erreicht hat, hält sie sich in Europa weiter auf einem ungewöhnlich niedrigen Niveau in der Eurozone und hinkt der Wirtschaft hinterher. Halver erwartet die erste Zinserhöhung erst gegen Ende des nächsten Jahres.
Gute Nachrichten hat Robert Halver für Gold-Anleger in der Eurozone im Gepäck: Er glaubt, dass der Euro auch weiterhin schwächer tendieren wird. Halver verweist auf den Umstand, dass der Markt endlich begriffen habe, dass die Amerikaner eine Zinserhöhungspolitik verfolgten und die Europäer eben noch nicht. „Hinzu kommt, dass starke europäische Exportnationen wie Deutschland am meisten unter einem eventuellen Handelskrieg leiden würden. Das drückt auf die Renditen von Anleihen“, erklärt Halver. Das Kapital wandert nach seiner Einschätzung eben dorthin, wo die höchsten Renditen zu erwarten seien – und damit weg aus Euro-Land: „Europa und der Euro werden unattraktiver“, resümiert Halver.
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