Hinsichtlich Gold macht sich Robert Hartmann, der Gründer und Gesellschafter von pro aurum, keine Sorgen. Im nachfolgenden Interview erklärt er warum.
Herr Hartmann, der Goldpreis notiert weiterhin deutlich über seinem 52-Wochentief. Wer kauft bei pro aurum derzeit besonders stark, institutionelle oder private Anleger?
Bei pro aurum hat sich das Kaufinteresse seit Mitte 2018 spürbar belebt. Dieser Trend hat sich im ersten Quartal nur leicht abgeschwächt. Dennoch greifen sowohl private Käufer als auch institutionelle Investoren weiterhin nach physischem Gold. Ich gehe davon aus, dass wir die Goldpreis-Korrektur im Dezember 2015 bei 1.055 Dollar abgeschlossen haben. Seither befindet sich Gold wieder im Aufwärtstrend. Dieser Meinung scheinen auch unsere Kunden zu sein.
Die US-Notenbank will mit Blick auf die künftigen Leitzinsen erst einmal abwarten. Könnte das weltweite Zinsumfeld positive Impulse für den Goldmarkt bringen?
Grundsätzlich lässt sich sagen: Steigen die Zinsen, dann leidet der Goldpreis. Dies ist darauf zurückzuführen, dass durch höhere Zinsen Anleihen und Festgelder wieder attraktiver werden. Steigende US-Zinsen ziehen dann eine Dollarstärke nach sich, wodurch Gold für Anleger außerhalb der USA teurer wird und somit die Goldnachfrage gedämpft wird. Die vergangenen US-Zinsanhebungen hat der Goldpreis jedoch relativ gut weggesteckt, weil diese Maßnahmen von den Marktteilnehmern bereits im Vorfeld eingepreist wurden. Eine große Rolle spielt aber auch die Inflationsentwicklung. Nimmt die Inflation ähnlich stark zu wie die Zinsen, ändert sich das reale Zinsniveau per Saldo kaum. Ich glaube, dass wir in den USA erst einmal keine höheren Zinsen sehen werden, und in Europa werden sie historisch niedrig bleiben. Dies stellt ein ideales Umfeld für steigende Goldpreise dar.
Noch fällt die Inflation relativ niedrig aus und das politische Chaos hält sich in Grenzen. Mit welchen Kaufargumenten versuchen Sie ihre Kunden zu Edelmetallkäufen zu animieren?
Unsere Argumente für Edelmetall sind eher von übergeordneter Natur und beziehen sich nicht auf das Tagesgeschehen. Wir raten, Gold als Währung und nicht als Investment zu sehen. Schulden und Geldmengen befinden sich seit Jahren im Höhenflug und Bargeld sowie Kontoguthaben verlieren Jahr für Jahr an Kaufkraft. Die verfügbare Goldmenge steigt hingegen relativ langsam an. Gold ist in erster Linie dazu da, den Kaufkraftverlust von Währungen zu kompensieren. Deshalb wird sein Wert auf lange Sicht tendenziell steigen. Außerdem sollte man Gold als eine Versicherung für das angesparte Kapital betrachten. Es hat sich seit 5.000 Jahren als Wertspeicher bewährt und seine Kaufkraft über Generationen hinweg erhalten. Ich kenne keinen anderen Weg, der diesen Wunsch unserer Kunden erfüllen kann.
Welche Goldquote betrachten Sie in einem diversifizierten Portfolio als sinnvoll und angemessen?
Ich bin von der positiven Funktion des Goldes im Portfolio vollkommen überzeugt. Es lässt sich nicht beliebig vermehren und weist kein Zahlungsausfallrisiko aus. Basierend auf diesen Vorteilen ist unsere pro aurum Hausmeinung entstanden, dass mindestens zehn Prozent des Vermögens in Edelmetalle investiert sein sollten, davon 80 Prozent in Gold und 20 Prozent in Silber. Diesen Vermögensschutz sollte sich jeder Anleger gönnen, egal ob er verstärkt in Aktien, Immobilien oder andere Anlageklassen investiert. Ich gehe davon aus, dass Silber in diesem Jahr stärker steigen wird als Gold und rechne beim sogenannten Gold-Silber-Ratio auf Zwölfmonatssicht mit Werten unter 70.
Verwahren Ihre Kunden erworbenes Gold lieber zu Hause oder nutzen sie eher die Einlagerungsmöglichkeiten von pro aurum?
Ungefähr die Hälfte unserer Kunden lagert auf eigenes Risiko oder nutzt Dienstleistungen von Banken. Die andere Hälfte vertraut auf unsere Angebote in Form von Schließfächern, des Edelmetalldepots oder des Zollfreilagers in der Schweiz. In diesem Geschäftsbereich boomte in den vergangenen Jahren die Nachfrage. An mehreren Standorten gibt es mittlerweile Wartelisten für Schließfächer. Aus diesem Grund haben wir in unseren Filialen neue Schließfachanlagen installiert.
Die Diskussion um die Zukunft von Bargeld hat in den vergangenen Wochen wieder Fahrt aufgenommen. Was halten Sie davon?
Das ist eine sehr wichtige Frage. Da stehen sich zwei Tatsachen diametral gegenüber. Zum einen ist Bargeld laut § 14 Bundesbankgesetz das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel. Dies in Frage zu stellen, klingt für mich absurd. Zum anderen ist Bargeld aber auch eine der wenigen Möglichkeiten, Risiken im Krisenfall zu minimieren. Gesetzlich ist übrigens alles bereits vorbereitet, die Gläubiger von Banken – also die Eigentümer und Kunden mit Einlagen über 100.000 Euro – im Falle von Schieflagen zur Kasse zu bitten.
Mit welchen Rettungsmaßnahmen der EZB rechnen Sie, falls es zu einer Rezession kommen sollte? Das geldpolitische Waffenarsenal scheint derzeit relativ schwach ausgestattet zu sein.
Im Falle eine Rezession rechne ich mit einer weiteren Senkung der EZB-Einlagenzinsen, einer Lockerung der Bedingungen für die Kreditvergabe der Geschäftsbanken und Konjunkturprogrammen. Die gleichen Symptome werden also mit der gleichen Medizin behandelt. Diese führt zwar kurzfristig zu einer Besserung des Patienten – geht aber nicht an den Krankheitserreger heran. Das wäre in etwa so, als wenn man eine rote Warnlampe, die im Auto aufleuchtet, einfach ausbaut und meint, das auslösende Problem wäre damit gelöst.