Royal Canadian Mint: Die Traumfabrik der Münzprägung kann mehr als „nur“ den Maple Leaf
Eine Münze in Form eines Eishockey-Pokals, eine dreidimensionale Eisbär-Skulptur auf einer Scholle im blauen Wasser, eine Münzenserie in Puzzle-Form – die Liste der Neuheiten der Royal Canadian Mint im Oktober 2017 liest sich wie ein Blick in die Zukunft der Münzprägung. Doch in Wirklichkeit ist die Aufzählung völlig normal für die numismatische Traumfabrik aus Kanada. Mit Dutzenden Innovationen begleitet die „Royal Canadian Mint“ den 150. Geburtstag ihres Heimatlandes und setzt Natur, Sehenswürdigkeiten sowie Personen der kanadischen Geschichte kunstvoll in Szene. Und der vorläufige Höhepunkt des Jubiläumsjahres sorgt nicht mit Special Effects, sondern mit einer größtmöglichen Symbolkraft für Aufsehen: Eine für Kapitalanleger geeignete Münze in Gold und Silber greift mit dem „Voyageur“ ein altbekanntes Münzmotiv auf, welches auf die Tradition von Kanada als Handels- und Einwanderernation hinweist.
Die ständigen Innovationen aus Kanada sollen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Royal Canadian Mint auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblickt und zu den ältesten Prägestätten der Welt zählt. Nachdem die kanadischen Münzen zuerst noch in London bei der Royal Mint geprägt wurden, gab es um die Jahrhundertwende erste Pläne zur Einrichtung einer Prägestätte auf kanadischem Boden. Also wurde 1901 nach über zehnjährigen Vorbereitungen eine Zweigstelle der Royal Mint in Ottawa gebaut. Es dauerte weitere sieben Jahre, bis 1908 die ersten Münzen in Ottawa geprägt wurden. 1931 erfolgte dann die Umbenennung der „Ottawa Mint“ in den bis heute genutzten Namen „Royal Canadian Mint“, 1969 die Umfirmierung in eine regierungsunabhängige „Crown corporation“.
Nachdem in Ottawa jahrzehntelang ausschließlich die Sammler- und Umlaufgedenkmünzen für Kanada hergestellt wurden, entdeckte die Royal Canadian Mint gegen Ende der Siebzigerjahre eine Nische, welche sich zu einem Erfolgsfaktor bis in die heutige Zeit entwickeln sollte: Als wegen der aggressiven Apartheid-Politik in Südafrika die meisten Staaten der Welt auf südafrikanische Produkte verzichteten und damit auch die neue Anlagemünze „Krügerrand“ boykottierten, entwickelte die Royal Canadian Mint ihre eigene „Bullion“-Münze. 1979 kam erstmals der „Maple Leaf“ auf den Markt, 1988 wurde eine Silber-Variante präsentiert.
Danach trat der „Maple Leaf“ einen Siegeszug an, der bis heute in der Welt des Edelmetall-Investments seinesgleichen sucht. Die Münze ist inzwischen fast genauso bekannt wie die Nationalflagge Kanadas und trägt das kanadische Nationalsymbol hundertmillionenfach in alle Welt. Und Ottawa ist zum Herkunftsort vieler Bullion-Rekorde geworden: Seit 2007 produziert die Royal Canadian Mint auch Goldmünzen mit einer Feinheit von 99.999 Prozent – ein Standard, der bis heute von keiner anderen Prägestätte erreicht wird. Im gleichen Jahr wurde der legendäre „Big Maple Leaf“ geboren – von der massiven 100-Kilo-Münze gab es zwischenzeitlich sechs Stück, ein Exemplar wurde im März 2017 aus dem Bode-Museum in Berlin gestohlen.
Abseits dieser Rekorde ist der Maple Leaf bis heute zu einem Spiegelbild dessen geworden, was hochmoderne Münzprägung zu leisten imstande ist. Als um die Jahrtausendwende spezielle Hologramm-Goldmünzen in Mode kamen, reagierte die RCM sofort und gab zwischen 1999 und 2001 ihren Maple Leaf mit Hologramm-Prägung heraus. Ebenfalls 1999 kam einmalig ein Gold-Maple in Farbe auf den Markt, 2004 wurde mit Bimetall und einer Mischung aus Gold und Silber experimentiert. Sonderausgaben zu den wichtigsten Münzenmessen in Amerika sowie mit Gegenstempeln („Privy Mark“) versehene Spezialprägungen runden das Angebot ab und sorgen dafür, dass Kanada-Sammlern auch mit dem Bullion-Programm der RCM nicht langweilig wird.
Neben diesen numismatischen Sensationen sorgt die Royal Canadian Mint jedoch ebenfalls dafür, dass die Kanadier und auch die Menschen in anderen Ländern stets hochmodernes Bargeld in ihrem Portemonnaie vorfinden. In diesem Jahr stellte die RCM auf der „World Money Fair”“ in Berlin die erste „Glow in the dark“-Umlaufmünze vor – also eine Münze zum Bezahlen an der Supermarktkasse, welche in der Dunkelheit leuchtet. Länder wie Neuseeland und Papua-Neuguinea setzen auf die Präzision ihrer kanadischen Partner. Denn dieser hat die neuesten Trends der Münzprägung zu bieten, beispielsweise Mikro-Gravuren, elektromagnetische Signaturen, Laser-Markierungen und zuletzt die „Digital Non-destructive Activation“-Technologie, mit der er jeder Bullionmünze eine unverwechselbare „DNA“ eingepflanzt hat. Auch wenn in Kanada die bargeldlosen Bezahlformen auf dem Vormarsch sind, macht die Royal Canadian Mint zum 150. Geburtstag ihres Heimatlandes deutlich, dass Münzen noch lange nicht zum alten Eisen gehören müssen.
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