Rückblick auf die Geburtsstunde des modernen Edelmetallinvestments
Beim Samstagsbummel durch die Einkaufsstraße, nach Feierabend per Pkw auf dem Heimweg oder ganz bequem rund um die Uhr per Internet – der Handel mit Edelmetallen ist dank spezialisierter Händler wie pro aurum heutzutage ein Kinderspiel. Das war vor einigen Jahrzehnten noch nicht selbstverständlich – Gold und Silber zu Anlagezwecken waren fast ausschließlich bei den großen Geschäftsbanken zu bekommen und mussten aufwendig bestellt werden, oft war die Ware erst nach einer Woche abholbereit. Und auch an die breite Angebotspalette mit Maple Leaf, Philharmoniker und Co. war vor fünfzig Jahren nicht zu denken.
Krügerrand als Inbegriff der modernen Goldmünze
Das Jahr 1967 gilt als Geburtsjahr des modernen Edelmetallinvestments mit Bullionmünzen. In diesem Jahr wurde erstmals der Krügerrand als Anlagemünze in Gold verkauft – und nicht nur der Springbock aus Südafrika trat einen Siegeszug an, auch die Unze als Gewichtseinheit wurde zum Maß aller Dinge beim Handel mit Edelmetallen. Bis heute gilt der Krügerrand als Inbegriff der modernen Goldmünze, die nah am reinen Edelmetallpreis und mit gleichbleibendem Design verkauft wird.
Vor der Geburtsstunde des Krügerrand war der Edelmetallkauf allerdings ein kompliziertes Unterfangen: Anstelle der heute üblichen Goldunzen mussten Edelmetallfans auf historische Goldmünzen wie beispielsweise den Sovereign oder die 20-Mark-Goldmünzen aus dem Kaiserreich zurückgreifen. Auch die modernen Nachprägungen historischer Goldmünzen aus Österreich landeten oft im Tresor von sicherheitsbewussten Anlegern.
Nach dem großen Erfolg der Krügerrand-Goldmünzen gegen Ende der Sechzigerjahre begannen auch andere Prägestätten, mit Investmentprodukten auf Goldbasis zu experimentieren. Als ernsthafte Konkurrenz entwickelte sich ausgerechnet eine Münze aus einen europäischen Land, welches damals nicht unbedingt für innovative Münzprägung bekannt war: Österreich gab im Jahr 1976 eine Goldmünze „1.000 Schilling Babenberger“ heraus, welche über die Banken vor allem an Privatanleger ausgegeben wurde. Und viele Österreicher nutzten die Chance, sich ihre erste Goldmünze zuzulegen. Das Gewicht von 12,15 Gramm Feingold setzte sich in der Folgezeit nicht durch, doch die Münze Österreich ist heutzutage eine der wichtigsten Bullionproduzenten.
Die Österreicher waren vergleichsweise spät dran
Es sollte allerdings ganze 13 Jahre dauern, bis der österreichische Exportschlager, der Wiener Philharmoniker, auf den Markt kam. 1989 war es so weit – und die Österreicher waren vergleichsweise spät dran: Seit 1979 gab es den Maple Leaf aus Kanada in Gold, seit 1981 die Libertad aus Mexiko und seit 1986 den American Eagle aus den USA. Dennoch zählt der Wiener Philharmoniker inzwischen zu den wichtigsten Anlagemünzen der Welt. Und die vereinheitlichten Gewichte, basierend auf der Unze, sind in aller Welt anerkannt und sorgen für eine hohe Vergleichbarkeit der Preise für die einzelnen Investment-Münzen. Üblicherweise bieten volle Unzen das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für Bullionprägungen, da die Produktion der Ronden in hoher Auflage besonders effizient möglich ist. Edelmetall-Anleger in aller Welt haben sich an diese Gewichtsangabe gewöhnt und der Versuch, von diesem Standard abzuweichen, hat bislang nicht unbedingt gut funktioniert: Seitdem China im Jahr 2016 seine Panda-Münzen mit einem Gewicht von runden 30 statt vorher 31,1 Gramm herstellt, ist der Verkauf dieses einstigen Bestsellers deutlich zurückgegangen.