Am 18.April feierte der Silberpreis ein eindrucksvolles Comeback und „knackte“ mit einem Tagesgewinn von über drei Prozent aus dem Stand die Marke von 17 Dollar. Außerdem wurde mit dem Überwinden der langfristigen 200-Tage-Linie ein starkes charttechnisches Kaufsignal ausgelöst. Das mit großem Abstand günstigste Edelmetall versucht sich derzeit an ganz klar an einem Trendwechsel nach oben.
Silber: weniger volatil als US-Aktien
So notierte der vom Terminbörsenbetreiber Chicago Board Options Exchange (CBOE) berechnete Silber-Volatilitätsindex im April zeitweise unter dem Niveau des VIX, der die Volatilität des marktbreiten US-Aktienindex S&P 500 anzeigt. Dies lässt folgenden Schluss zu: Ein Investment in 500 US-Blue-Chips ist mit Blick auf diese Risikokennzahl als riskanter zu betrachten als ein Investment in Silber. In den vergangenen Jahren war in der Regel das Gegenteil der Fall. Besonders volatile Marktphasen erlebte Silber im Herbst 2011 (über 80 Prozent), im Frühjahr 2013 (über 50 Prozent) sowie im Herbst 2015 (über 45 Prozent). Auch Gold weist gegenwärtig tendenziell niedrige Kursschwankungen aus. Da beide Edelmetalle vor allem als Krisen-, Inflations- und Vermögensschutz fungieren, ist dieser Umstand als ausgesprochen positiv zu werten. Eine wenig nervenaufreibende Versicherung, was will man mehr? Eine Garantie, dass sich die beiden Alternativwährungen Gold und Silber weiterhin in ruhigen Bahnen bewegen werden, gibt es natürlich nicht. Aber dies trifft auch auf die historisch besonders hohen Preise für Aktien, Anleihen und Immobilien zu.
Extreme Sondersituation an den Terminmärkten
Wer in Silber investiert, sollte sich stets darüber im Klaren sein, dass dessen Preis vor allem durch Futures und Optionen maßgeblich bestimmt – viele Experten sagen auch manipuliert – wird. In den vergangenen Wochen konnte man an der wichtigsten Terminbörse für Silber (Commodity Exchange) eine extreme Sondersituation beobachten. Einmal pro Woche (freitagabends) veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission den sogenannten Commitment of Traders Report, der über die aktuelle Stimmung der verschiedenen Marktakteure informiert. Besonders interessant: Seit drei Wochen sind große Terminspekulanten (Non-Commercials) per Saldo netto short, also mehrheitlich pessimistisch gestimmt. Mit minus 17.000 Kontrakten wurde in der ersten Aprilhälfte sogar der stärkste Pessimismus seit über 20 Jahren registriert. Besonders interessant: Der Silberpreis reagierte darauf relativ „cool“, schließlich wurden die in den Jahren 2014 und 2015 markierten Jahrestiefs bei zwölf Dollar deutlich übertroffen.
Und wie sollten Investoren den Pessimismus der Großspekulanten interpretieren? In der Vergangenheit folgten auf Phasen, in denen diese Gruppe von Marktakteuren pessimistisch gestimmt war, häufig starke Aufwärtsbewegungen. Dies war zum Beispiel in den Jahren 1996/1997 und 2000/2001 der Fall. Kommt es dann zu einem unerwarteten Preissprung des Silberpreises, werden diese in erster Linie spekulativ handelnden Marktakteure zur Begrenzung ihrer Verluste praktisch dazu gezwungen, sich von ihren Short-Positionen zu trennen. Ein solches Phänomen nennt man dann „Short Squeeze“ und führt zu einem „Herausdrücken“ der Pessimisten aus dem Markt. Häufig wechseln sie sogar die Seite und wetten auf einen steigenden Silberpreis, was dessen Aufwärtsdynamik zusätzlich verstärkt.
Gold-Silber-Ratio mit Kaufsignal
Eine Kennzahl bewegt sich derzeit ebenfalls in einem extremen Grenzbereich und dient dadurch als weiteres Kaufargument für Silber: das Gold-Silber-Ratio. Bei der Analyse des Silberpreises und dessen Perspektiven hat dieses Hilfsmittel in der Vergangenheit besonders wertvolle Dienste geleistet. Das Gold-Silber-Verhältnis gibt nämlich an, wie viel Feinunzen Silber benötigt werden, um eine Feinunze Gold zu kaufen. Bewegt sich diese Kennzahl auf relativ hohem Niveau, gilt Silber (verglichen mit Gold) als unterbewertet. Fällt sie hingegen relativ niedrig aus, wird Silber (gegenüber Gold) als überbewertet eingestuft. Grundsätzlich kann man dadurch allerdings keine Aussage über den künftigen Trend der Edelmetallpreise treffen.
Wer auf lange Sicht jedoch von einer Edelmetallhausse überzeugt ist, sollte bei einem historisch hohen Gold-Silber-Ratio dem weißen Edelmetall den Vorzug geben. Aktuell zeigt die Kennzahl einen Wert von knapp unter 80 an. In den vergangenen zehn Jahren waren solche Marktphasen ausgesprochen selten der Fall. Ende 2009 und Anfang 2016 wurde die erwähnte Hürde besonders deutlich übertroffen (siehe Chart).
Danach folgte in beiden Fällen nicht nur eine starke Performance des Silberpreises, sondern das häufig etwas despektierlich als „Gold des armen Mannes“ bezeichnete Edelmetall erzielte zugleich eine markante Outperformance gegenüber Gold. Ablesbar wird dies an der anschließenden Abwärtstendenz des Gold-Silber-Verhältnisses. Fazit: Gegenwärtig gibt es bei Silber eindeutig mehr Kauf- als Verkaufsargumente.
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