Silber und Platin vorn, Gold und Palladium im Rückwärtsgang
Von einem Absturz in den dreistelligen Bereich bis zu einer Explosion auf ein fünfstelliges Niveau – in den vergangenen Jahren wurde so ziemlich jeder denkbare Preis für eine Feinunze Gold vorhergesagt. Doch die meisten Prognosen lagen weit von der Realität entfernt, sodass solche Vorhersagen mit Vorsicht zu genießen sind. Abseits aller (wohl gelegentlich auch von eigenen Interessen getriebenen) Sensations-Einschätzungen bemühen sich die Analysten, die jedes Jahr am „Precious Metals Forecast Survey“ der „London Bullion Market Association“ teilnehmen um fundierte Begründungen für ihre Schätzungen.
Auch für das Jahr 2018 sollten die Händler zu Beginn des Jahres ihre Prognose abgeben – und kaum jemand konnte ahnen, welche Achterbahnfahrt der Goldpreis im Jahr 2018 erleben würde. Entsprechend weit liegen auch die Prognosen für das gelbe Metall auseinander – während ein besonders pessimistischer Analyst die Feinunze bis Jahresende auf 1.120 US-Dollar abstürzen sah, ging der größte Gold-Bug von einem Goldpreis bei rund 1.510 US-Dollar aus. Bei einem Goldpreis von 1.320 US-Dollar zu Jahresanfang lagen die Schätzungen für Hochs und Tiefs also etwa gleich weit vom damals aktuellen Kurs entfernt.
Nach Daten des US-Dienstleisters „Kitco.com“ lag der rechnerische Durchschnittspreis für Gold im Jahr 2018 bei rund 1.270 US-Dollar. Dieser ergibt sich aus den recht hohen Notierungen bis Mai und der mehrmonatigen Schwächephase bis September sowie der darauffolgenden Erholung. Unter Berücksichtigung dieses Durchschnittspreises war die Prognose von Aakash Doshi von der Citigroup besonders präzise: Er gab einen durchschnittlichen Goldpreis für 2018 von 1.270 US-Dollar an und legte eine Punktlandung hin.
In seiner Begründung erklärte der Investmentbanker mit Dienstsitz in New York seine neutrale bis bärische Vorhersage. Robuste globale BIP-Prognosen für 2018 sowohl in Industriestaaten als auch in Schwellenländern seien negativ für den Goldpreis. Stützend sollte sich ein stabiler US-Dollar auswirken, ferner würden geopolitische Risiken für Gold sprechen. Die beträchtlichen Bilanzen der Zentralbanken würden, so Doshi, nur langsam abgebaut werden.
Neben den Vorhersagen, welche sich in der Rückschau als besonders präzise herausstellten, lohnt auch ein Blick auf die Ausreißer nach oben und unten. So sah beispielsweise Nikos Kavalis von „Metals Focus“ in London den Goldpreis im Jahr 2018 durchschnittlich bei 1.370 US-Dollar und bei maximal 1.450 US-Dollar – beide Werte waren weit von der Realität entfernt. Kavalis prognostizierte allerdings auch Korrekturen wie im Jahr 2016 und 2017. Er erwartete für dieses Jahr jedoch einen stärkeren Druck auf den US-Dollar und eine Einpreisung der Zinserhöhungen der Fed. Bemerkenswert ist vor allem der letzte Satz aus Kavalis’ Prognose: „Wir glauben, dass eher früher als später die Aktienmärkte in den US sowie anderswo reif für eine Korrektur sind, welche zu einer Unterstützung des Goldpreises führt.“ Möglicherweise ist Kavalis’ Vorhersage also etwas verfrüht gestellt worden, passt aber vielleicht umso besser für das Ende des Jahres 2018 sowie den weiteren Verlauf im Jahr 2019?
Wie bereits in den Vorjahren gestaltete sich die Vorhersage der Entwicklung der übrigen Edelmetalle deutlich komplizierter – und vor allem den Siegeszug von Palladium hat kaum ein Analyst kommen sehen: Sie erwarteten zu Beginn des Jahres, dass Palladium seine Zuwächse von rund 16 Prozent aus dem Vorjahr nicht wiederholen könne, und sahen Palladium als schwächstes Edelmetall des Jahres 2018 – doch genau das Gegenteil trat ein. Genau andersherum sah es bei Platin aus: Der bullische Ausblick der Analysten war fehl am Platze, stattdessen war Platin im Jahr 2018 der Prügelknabe unter den Edelmetallen und ist weit von den erwarteten Höchstständen bei 1.250 US-Dollar entfernt. Auch Silber blieb hinter den Erwartungen zurück, es war nicht das “best-performende Edelmetall“, wie es die LBMA-Analysten erwarteten.
Die vollständigen Prognosen können Sie hier einsehen:
http://www.lbma.org.uk/downloads/Forecast-2018.pdf
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