Spread: Diese Kennzahl sollte jeder Edelmetallbesitzer kennen
Zugegeben, so mancher Edelmetall-Freund wird sich früher oder später über ein Detail wundern, welches bei pro aurum und allen Mitbewerbern gleichermaßen zu beobachten ist: Ein Gramm-Goldbarren wird für 43 Euro angeboten, obwohl der Weltmarktpreis pro Gramm bei 35 Euro liegt und das gleiche Produkt vom Händler für 36 Euro angekauft wird. Sieben Euro Differenz zwischen An- und Verkaufspreis, also in etwa ein Fünftel des Buchwertes – die Frage ist durchaus berechtigt: „Wie kann das sein?“
Es gibt dafür jedoch eine nachvollziehbare Erklärung: Denn bei der Auswahl des passenden Produktes aus der breiten Palette der Edelmetall-Investments ist eine Kennzahl bares Geld wert: Der sogenannte „Spread“ bezeichnet die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis eines bestimmten Barrens oder einer Münze. Und grundsätzlich sinkt der Spread in Prozent gerechnet, je höher das Gewicht des Barrens oder der Münze ist. So beträgt der Spread beim Kilobarren Gold etwa 750 Euro oder umgerechnet nur rund zwei Prozent. Ergo sind Barren oder Münzen mit einem sehr niedrigen Gewicht unter drei Gramm eher ungeeignet für die Kapitalanlage und sollten daher ausschließlich zu Geschenkzwecken erworben werden.
Theoretisch handelt es sich beim Spread also um die Gewinnmarge des Edelmetallhändlers, in der Praxis ist das aber natürlich nicht so. Warum eigentlich nicht? Nun, diese Definition der Gewinnmarge setzt voraus, dass ein Edelmetallhändler alle Waren, die von seinen Kunden nachgefragt werden, auch von anderen Kunden direkt bezieht. Und das ist natürlich nie der Fall. In der Regel stehen die Kunden auf der gleichen Seite – entweder kaufen fast alle oder es verkaufen fast alle. So bezieht beispielsweise pro aurum nur weniger als zehn Prozent der rund 200.000 Unzen der Krügerrand-Münzen, die wir über den Zeitraum eines Jahres umsetzen, von unseren Kunden über den direkten Ankauf. Über 90 Prozent müssen also vom Produzenten in Südafrika geordert werden. Und hier sind neben den Prägekosten auch noch Transport- und Versicherungsaufwände sowie Kosten für die Absicherung gegen Kursschwankungen zu entrichten. Und da das für alle Gattungen in unserem Sortiment gilt, verbleibt am Ende nicht selten eine Marge von unter einem Prozent.
Bei genauerem Hinsehen fallen bei verschiedenen Anlageprodukten erstaunliche Unterschiede auf. Während bei einem 100-Gramm-Barren der „Spread“ nur wenige Prozent beträgt, kann er bei kleinen Produkten wie einem 1-Gramm-Barren durchaus 50 Prozent oder mehr erreichen. Diese Unterschiede lassen sich jedoch leicht erklären: In die Preisgestaltung eines Edelmetallhändlers fließen viele Fixkosten ein, welche unabhängig von der Größe oder des Wertes eines Produktes errechnet werden – beispielsweise die Personalkosten, welche für den Versand der Münze anfallen.
Andere Aspekte, beispielsweise die reinen Herstellungskosten oder die Versicherung für eine Lagerung der Ware, sind wertabhängig – aus diesem Grund fällt der Spread bei größeren Produkten geringfügiger ins Gewicht; und weil der Spread genau genommen dem Prozentsatz entspricht, den ein Anlageprodukt nach dem Kauf an Wert gewinnen muss, um einen Nettogewinn zu erzielen. Und damit Edelmetallbesitzer möglichst schnell von Wertzuwächsen profitieren, sollten Anlageprodukte mit einem möglichst geringen Spread genutzt werden.
Als typische Investment-Produkte mit einem besonders guten Preis-Leistungs-Verhältnis – oder in diesem Fall besser gesagt: „Preis-Gramm-Verhältnis“ – gelten die klassischen Gold-Unzen sowie Barren ab 100 Gramm. Hier liegt das Aufgeld nur bei wenigen Prozenten. Allerdings sollten Anleger den „Spread“ nicht grundsätzlich als Argument gegen kleine Stückelungen verstehen – denn bei kurzfristigem Finanzbedarf müssten diejenigen, die ihren Goldschatz ausschließlich mit 100-Gramm-Barren aufbauen, einen der Barren verkaufen, selbst wenn sie nur einen Bruchteil des Gegenwertes benötigen. Hier bieten kleinere Barren oder Münzen größtmögliche Flexibilität. Als Faustregel gilt daher, neben Standardprodukten stets einen Anteil an kleinen Gold-Stückelungen im Portfolio zu besitzen – frei nach dem Motto: Wer streut, rutscht nicht.