Strafzinsen für private Sparguthaben nur noch eine Frage der Zeit
Seit Jahren werden Sparer, die ihrer Bank treu bleiben und ihr Geld auf dem Giro- oder Sparkonto liegen lassen, durch die so genannte “negative Realverzinsung” schleichend enteignet – doch die Deutschen haben sich mit der Differenz aus niedrigen Zinsen und hoher Inflation offenbar abgefunden. Nun steht jedoch die nächste Runde des Angriffs auf Sparguthaben bevor: Schon bald könnten Negativzinsen auf die Bankeinlagen von Privatkunden fällig werden.
Wie mehrere Medien in den vergangenen Tagen übereinstimmend berichteten, befürchtet die Stadtsparkasse München Negativzinsen für Privatanleger. Zwar erwartet die größte Sparkasse Bayerns, das künftig auch Freibeträge möglich seien – die Zeiten, in denen nur Sparguthaben im Millionenumfang mit Negativzinsen belegt wurden, sind jedoch nach Einschätzung der Bank bald vorbei. Geldhäuser wie die Sparkasse München müssen bereits jetzt hohe Millionenbeträge für Strafzinsen an die Europäische Zentralbank abführen – wenn die Leitzinsen, wie geplant, weiter sinken, müssten die Banken diese Kosten an ihre Kunden weitergeben.
Bereits jetzt werden hohe Sparguthaben mit Strafgebühren belegt
In den vergangenen Monaten ist die Möglichkeit weiterer Leitzinssenkungen in der Eurozone wieder verstärkt in den Fokus geraten, obwohl die Zinsen hierzulande bereits auf einem Rekordtief liegen. Es wäre jedoch möglich, den Zinssatz in den negativen Bereich hinein zu verschieben. Einzelne Banken haben bereits Strafzinsen (die freilich nicht so genannt werden, aber tatsächlich die Bankkunden dazu bewegen sollen, ihr Geld nicht auf Konten zu horten) für Guthaben oberhalb von einer halben Million Euro festgelegt. Der als “Verwahrentgelt” bezeichnete Aufschlag liegt bei einzelnen Banken bei 0,4 Prozent und könnte bei einer weiteren Leitzinssenkung noch weiter steigen.
Die Gefahr durch Negativzinsen wurde zuletzt von vielen Experten hervorgehoben – so warnte beispielsweise Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank, im Interview mit dem Onlineportal “finanzen.net” vor weiteren Belastungen der Sparer: “Das frühere Brot- und Buttergeschäft mit Zinsen macht die Kreditinstitute heutzutage nicht mehr satt. Wenn eine Bank mit negativen Anlagezinsen für ihre Kundschaft anfängt, würde das einen Dominoeffekt auslösen.” Die Zeche müsse der Zinssparer mit negativen Renditen bezahlen. “Das ist eine Art Besteuerung von Zinsanlagen. Nennen wir es EZB-Soli”, kommentiert Halver und erinnert daran, dass Banken bei der EZB seit nunmehr fünf Jahren auf ihre Überschussreserven saftige Zinsen.
Die Deutschen bleiben dem Sparbuch treu
Die Deutschen lassen sich von den regelmäßigen Ratschlägen renommierter Finanzexperten und Verbraucherschützer, künftig weniger auf Zinspapiere und herkömmliche Sparformen zu setzen, jedoch offenbar nicht beirren – das Sparbuch, die Lebensversicherung und der Bausparvertrag sind laut einer aktuellen Umfrage weiterhin die beliebtesten Anlageformen in Deutschland. Weiterhin setzen 41 Prozent der Befragten auf das Sparbuch – und der Umfrage zufolge hat die Sparquote zuletzt wieder zugenommen – obwohl das Geld durch die hohe Inflation und die niedrigen Zinsen aktuell pro Jahr etwa zwei Prozent an Wert verliert, Strafgebühren in Form von Negativzinsen noch nicht eingerechnet.
Gold als Alternative für Sparer
Glücklicherweise entdecken jedoch auch immer mehr Deutsche die Vorzüge von Gold als Spar-Alternative: Das gelbe Metall wirft zwar keine festen “Zinsen” im herkömmlichen Sinne ab, es kostet jedoch im Gegensatz zu klassischen Sparprodukten keine Strafzinsen. Und Gold hat seine Anleger in den vergangenen Jahren im Hinblick auf eine Wertsteigerung nicht enttäuscht, sondern sogar eine stattliche Rendite abgeworfen: In der ersten Jahreshälfte waren es auf Euro-Basis etwa zehn Prozent Wertzuwachs.
Goldmünzen bei pro aurum
Bildrechte: ©nito100/iStockphoto 905898542