Uwe Bergold über Minenwerte: Ein Investment in Gold, das noch ungefördert im Boden liegt
Seit vielen Jahren bietet pro aurum – neben dem Handel von Edelmetallen – eine extrem vielschichtige Palette unterschiedlichster Dienstleistungen. Mit dem Investmentfonds pro aurum ValueFlex kann man zugleich in Minengesellschaften und physische Edelmetalle investieren. Mit Fondsmanager Uwe Bergold führten wir ein Interview.
Herr Bergold, bitte beschreiben Sie die aktuelle Lage der Minenwerte zu Beginn des Jahres 2019.
Da habe ich eigentlich nur zwei Wörter: extrem bullisch. Wenn ich mir die Bewertungen ansehe, dann stelle ich fest, dass es eine solche Situation in den vergangenen sechzig Jahren nur viermal gegeben hat. Einmal Mitte der Sechzigerjahre, damals waren die Goldminen historisch günstig und sind in kurzer Zeit um bis zu 3.000 Prozent gestiegen. Danach passierte es erst wieder im Jahr 2000, damals haben wir auch damit begonnen, in die Minenwerte zu investieren. Jetzt haben wir die Situation mit einem Tief im Jahr 2016 und dem Septembertief 2018, wir sind in einer Bodenbildungsphase, welche die Korrektur seit 2011 bis 2015 komplementiert. Früher oder später werden die Minenwerte also nach meiner Einschätzung extrem nach oben ausbrechen.
Wie haben sich die Minenwerte im vergangenen Jahr entwickelt?
Für das vergangene Jahr steht unterm Strich ein Minus von 15 Prozent. Dies ist auf den ersten Blick schmerzhaft, aber im Hinblick auf die weitere Entwicklung in diesem Jahr sehe ich massives Aufwärtspotenzial für dieses Marktsegment. Es macht aus meiner Sicht ohnehin mehr Sinn, das große Bild zu betrachten: Von 2011 bis 2015 hat der gesamte Rohstoffsektor eine extreme Korrektur hinter sich, noch nie haben die Minenwerte so stark unter Druck gestanden. Das habe auch ich in diesem Ausmaß unterschätzt, doch wer hätte die historisch einmalige Manipulation der Märkte durch die Notenbanken über die Leitzinsen in diesem Ausmaß vorhersehen können? Wenn mir jemand im Studium so ein Szenario beschrieben hätte, ich hätte ihn ausgelacht. Seit 2016 bilden sowohl die Rohstoffe als auch die Minenwerte einen Boden aus, der geradezu darauf wartet, vervollständigt zu werden. Inzwischen stehen wir nach der langjährigen Konsolidierung vor einem echten Break – und je länger die Konsolidierung dauert, umso extremer fällt üblicherweise auch die darauffolgende Aufwärtsbewegung aus.
Warum ist aus Ihrer Sicht ein Investment in Minenwerte interessant?
Gold an sich ist streng genommen gar kein Investment, Gold ist stattdessen nichts anderes als inflationsgeschütztes Geld seit über 3.000 Jahren – das muss man ganz deutlich so sagen. Die Minenwerte sind das eigentliche Investment auf die Entwicklung des Goldpreises, allerdings mit einem gewissen Hebel. Dieser ist abhängig von der Börsenkapitalisierung der jeweiligen Minen. Und dieser Hebel funktioniert in beide Richtungen. Wir haben dies in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach erlebt: In den 2000er-Jahren sind die Minenwerte förmlich explodiert und haben sich deutlich besser als der Goldpreis entwickelt, im Zuge des Goldpreis-Crashs sind die Minenwerte daraufhin aber regelrecht kollabiert. Ein Investment in Goldminen ist nichts anderes als ein Investment in Gold, welches noch ungefördert im Boden liegt. Ich habe natürlich andere Risiken, beispielsweise das Unternehmensrisiko oder das Länderrisiko, dafür habe ich aber auch deutlich größere Renditechancen.
Ist ein Investment in Minenaktien etwas für jeden Gold-Fan? Für wen ist es möglicherweise weniger geeignet?
Aufgrund der Risikostreuung ist es aus meiner Sicht ein Pflicht-Investment, denn während Gold in der Geschichte diverse Male verboten wurde, wurden Goldminen kurioserweise nie verboten. Jeder Interessent sollte aber bedenken, dass Minenwerte mit einem gewissen Risiko verbunden sind, und seine persönliche Risikoaffinität genau analysieren. Die deutschen Investoren neigen dazu, Volatilität zu meiden – doch eines darf man nicht vergessen: Inflation zwingt zur Spekulation. Wenn ich Volatilität meide, wird mein Geld durch die negative Realverzinsung entwertet. Ich muss in der heutigen Zeit also ein gewisses Risiko in Kauf nehmen.
Viele Minen standen wegen Korruption, Misswirtschaft und gescheiterter Explorationsprojekte in der Kritik. Haben die Betreiber inzwischen ihre Hausaufgaben gemacht?
Die angesprochenen Probleme treten nicht nur bei Minen auf, so was habe ich überall erlebt, wenn ich da nur beispielsweise an den „Neuen Markt“ denke. Aufgrund des extrem langen Bärenmarktes haben wir eine extreme Bereinigung erlebt, es sind viele Minenbetreiber verschwunden. Die beschriebenen Probleme treten meist bei Top-Bildungen auf – beim Tief nach einer fünfjährigen Baisse ist der Markt komplett ausgetrocknet. Wer in diesem Markt überleben will, muss ein sauberes und solides Geschäftsmodell haben.
Worauf sollten Anleger bei der Auswahl von passenden Minenwerten achten?
Ich rate grundsätzlich davon ab, einzelne Minenwerte selbst auszuwählen – das geht in den allermeisten Fällen schief, denn die wenigsten Anleger haben Zugriff auf die Informationsquellen, welche von professionellen Fondsmanagern genutzt werden. Es treten dabei genau die vorher beschriebenen Probleme auf – man fällt auf Misswirtschaft herein und hat sein Investment auf diese eine Karte gesetzt. Zudem pflegen professionelle Fondsmanager komplexe Anlagestrategien und Modelle, welche ständig neu berechnet und überprüft werden. Ich würde tendenziell empfehlen, marktbreit über einen ETF zu investieren – so hat man das Unternehmensrisiko eliminiert. Es gibt eine große Bandbreite an Minen-ETFs für jede Risikoaffinität. Alternativ würde ich dazu raten, einen Fondsmanager zu suchen, dessen Strategie und Modell dem Investor zusagt. Über Fonds sind Anleger geschützt gegen einzelne Ausfälle, die niemand vorhersehen kann – beispielsweise politische Entscheidungen über Nacht, wenn die Exploration gestoppt wird oder ein Generalstreik ein Land lahmlegt. Als beliebte Alternative zu ETFs hat sich der pro aurum Value Flex (WKN: A0YEQY) entwickelt, welchen ich im Rahmen der makroökonomischen Zyklik für pro aurum verwalte. Dabei wenden wir ein flexibel agierendes Fondskonzept mit Inflations-Airbag an: Der Fonds investiert in physische Edelmetalle mit Gold als Schwerpunkt. Zudem werden bis zu 70 Prozent in aussichtsreiche großkapitalisierte Rohstoffaktien internationaler, weltweit tätiger Rohstoffunternehmen investiert. Allerdings kann der Fonds diese Anlageklasse rechtzeitig wieder verlassen, sollte sich wider Erwarten herausstellen, dass die Edelmetall- und Rohstoffhause eines Tages zu Ende geht.
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