Von wegen Wonnemonat
Von Robert Hartmann, Gründer von pro aurum
Bereits in der zweiten Aprilhälfte übernahmen an den Goldmärkten die Pessimisten das Ruder. Die nachlassende politische Unsicherheit in Europa ließ den Krisenschutz Gold aufgrund des gestiegenen Risikoappetits der Investoren ins Hintertreffen geraten. Gefragt waren vor allem europäische Blue Chips.
Dennoch waren im April beim weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares massive Kapitalzuflüsse zu beobachten. Dessen gehaltene Goldmenge hat sich nämlich von 832,32 auf 853,36 Tonnen (plus 21,04 Tonnen) erhöht. Auch hierzulande floss verstärkt Geld in Gold. Unter privaten wie institutionellen Anlegern gilt Xetra-Gold als besonders beliebtes „Finanzvehikel“, um kostengünstig in Gold zu investieren. Seit dem Jahreswechsel verzeichnete Xetra-Gold einen Anstieg des Goldbestands von 117,60 auf 165,09 Tonnen (plus 47,49 Tonnen).
Grundsätzlich wundert mich derzeit allerdings, dass die Notenbanken immer noch im Krisenmodus fahren, obwohl sich die Wirtschaft seit dem Beginn der globalen Finanzkrise markant erholt hat. Weltweit drucken Notenbanken monatlich umgerechnet 200 Milliarden Dollar, um Staatsanleihen zu kaufen. Die EZB, die Bank of England und Chinas Zentralbank sind bei den Liquiditätsinjektionen besonders engagiert, während sich die amerikanische Notenbank Fed mittlerweile an einer Normalisierung der Zinsen versucht. Es ist jedoch mehr als offensichtlich, dass Wirtschaftswachstum ausschließlich über höhere Schulden generiert wurde. Für mich ist dieses Modell alles andere als nachhaltig und wird deshalb letztendlich scheitern, wobei der Zeitpunkt des Endes dieser Schuldenorgie nicht vorhersehbar ist. Über eines bin ich mir aber völlig sicher: Sobald der Glaube der Menschen schwindet, dass die Notenbanken das Finanzsystem auf diese Art und Weise aufrechterhalten können, steht dessen Ende mehr oder weniger kurz bevor.
Jammern auf hohem Niveau
Bei allem Jammern über die aktuelle Goldpreisschwäche sollten wir uns aber darüber bewusst sein, dass Gold trotz der mittlerweile fünfjährigen Korrekturphase seit der Jahrtausendwende jede andere Anlageklasse hinter sich gelassen hat. Ich plädiere seit Langem dafür, dass man Gold und Silber eher als Währungen betrachten sollte, die mit Euro, Dollar und Co. konkurrieren. Dabei gilt dann folgendes Gesetz: Wächst die Geldmenge schneller als das Angebot an Edelmetallen, muss der Kurs von Gold und Silber steigen. Problem dabei: Manchmal laufen die Kurse der Edelmetalle etwas vor und manchmal hinkt deren Preisentwicklung hinterher. Letzteres ist meiner Meinung nach seit 2014 zu beobachten. Aktuell sehe ich kein baldiges Ende des Gelddruckens. Auch in den nächsten Jahren werden die Nominalzinsen niedrig bleiben und die Realzinsen – also der um die Inflation bereinigte Nominalzins – um die Nulllinie pendeln oder gar negativ bleiben. Dies stellt ein weiterer Grund dar, dass der Goldpreis mittel- bis langfristig steigen muss.