Was die Börsen bewegt
Das Börsenjahr 2018 geht so spannend zu Ende, wie es begonnen hat: mit Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten nach einem jahrelangen Aufwärtstrend und mit einer Erholung des Goldpreises. 2019 verspricht noch spannender zu werden, weil der Aufwärtstrend an den großen Börsen gebrochen ist. Daraus folgt: Wer Geld anlegt, muss jetzt besonders flexibel agieren und reagieren. Das gilt für private wie auch für institutionelle Anleger.
Daraus ergeben sich verstärkende Effekte auf dem Weg nach unten (wie zurzeit) und nach oben (noch nicht wieder abzusehen). Eine hohe Liquiditätsquote kann nicht schaden, angelegt auf Tagesgeldkonten und in gängigen Goldbarren oder -münzen. Das alles signalisieren die Börsen jetzt. Also genug Anlass für ein paar grundsätzliche Überlegungen:
Die Volatilität, also Schwankungshöhe auf- und abwärts, war an den führenden Aktienmärkten ein ganzes Jahrzehnt lang relativ gering. Das hat sich in diesem Jahr geändert. Die Kursausschläge nehmen zu, so auch wieder in der vergangenen Woche. Weil die Kurse zwischenzeitlich in neue Höhen vorgeprescht waren, heißt das: Jetzt beginnt es mit ihnen abwärts zu gehen. Die Frage ist indes: wie weit und wie lange?
Diese Frage kann niemand beantworten. Das liegt an der Komplexität des Börsengeschehens. Denken Sie daran, wenn Sie in den kommenden Wochen Kursprognosen zum Dax und Dow Jones zu hören oder zu lesen bekommen. Alles entweder mit viel Wenn und Aber versehen oder einfach nur blanker Unsinn!
Immerhin, wenigstens die Volatilität gibt uns Hinweise zur Beantwortung der Frage nach der kommenden Kursentwicklung: Steigt sie, spricht das in der Regel für „Finger weg von Aktien!“ Fällt sie, kommt es zu einer Kurserholung. Die Volatilität wird zum Beispiel in Deutschland am VDax gemessen, in Amerika am VIX. Beide Indizes finden Sie unter anderem auf der Internetseite von comdirect.
Börsenrelevanz: sehr hoch
Nach einem ganzen Jahrzehnt mit wenig volatilen Kursen betreten wir jetzt in doppelter Hinsicht Börsenneuland: zum einen wie gerade beschrieben, zum anderen durch die Disruption. Hinter diesem Begriff verbergen sich all die neuen Entwicklungen, von denen wir heute noch nicht wissen, wie sie die Kurse morgen beeinflussen werden: Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, autonom fahrende Autos, Cybersicherheit und so weiter.
Daraus folgt für in private Anleger wie auch für Fondsmanager und andere Vermögensverwalter, dass die technische Analyse in den Hintergrund tritt und dass sie der Analyse von Fundamentaldaten mehr Platz einräumen müssen. Wobei private Anleger einen gewissen Vorteil haben, weil sie die Vielzahl der bürokratischen Vorgaben, unter denen die Börsenprofis immer mehr leiden, nicht zu beachten brauchen.
Börsenrelevanz: sehr hoch
Die Preise von Gold und Silber haben in den vergangenen Tagen einmal mehr gezeigt, dass sie steigen, wenn die Aktienkurse fallen. Das ist dieses Mal besonders deutlich gewesen und hat auch den Minenaktien geholfen, sich von ihren tiefen Kursen zu erholen. Es gibt ja eine ganze Reihe von Gründen, Geld in beiden Edelmetallen anzulegen, und zwar gerade jetzt. Dazu gehört nicht zuletzt auch die Schutzfunktion des Goldes in Bezug auf Inflation und Krisenabsicherung.
Interessant ist, dass Klaus Kaldemorgen, Anlagestratege der Fondsgesellschaft DWS, während deren Pressekonferenz in der vergangenen Woche dezidiert auf diesen Punkt hingewiesen hat. Daraus lässt sich schließen, dass Gold unter Großanlegern wieder mehr Beachtung findet.
Börsenrelevanz: sehr hoch
Mit der Festnahme der Finanzchefin von Chinas Vorzeigekonzern Huawei in Kanada hat der Handelskrieg zwischen den USA und China eine neue Dimension erreicht. Europa ist von solchen Auseinandersetzungen scheinbar nur zum Teil und nicht direkt betroffen. Blickt man jedoch hinter die Kulissen, ergibt sich ein ganz anderes Bild.
Beispielsweise ist die Abhängigkeit der deutschen Autoindustrie von Exporten aus den USA nach China nicht zu unterschätzen. So entfielen von solchen Exporten in den ersten drei Quartalen dieses Jahres laut Spezialdienst LCM Automotive fast 43.000 auf Daimler und sogar knapp 63.000 auf BMW. Denn beide Konzerne haben in den vergangenen Jahrzehnten Kapazitäten in den USA aufgebaut, um den dortigen Markt – und seit geraumer Zeit auch den chinesischen – mit Autos zu beliefern.
Börsenrelevanz: sehr hoch
Bleiben wir noch kurz beim Thema Auto: In den ersten drei Quartalen 2018 hat Tesla gemäß LCM Automotive über 14.000 Elektroautos nach China exportiert. Das mag zwar bescheiden erscheinen, ist aber mehr als doppelt so viel wie entsprechende Exporte von Toyota und Nissan zusammen. Und noch eine Zahl: General Motors hat es in derselben Zeit gerade mal auf mickrige 1100 Autos gebracht.
Der Knackpunkt ist indes: Chinesische Autokonzerne sind längst dabei, Tesla-Autos zur Probe fahren zu lassen, um zu testen, was sie an den von ihnen produzierten Autos noch verbessern können – und um danach den Weltmarkt zu erobern. Daraus erklärt sich die hektische Aufholjagd von VW mitsamt Audi und Porsche, von Daimler und BMW, einschließlich Zulieferer. Das erfordert immense Investitionen, die zunächst auf die Gewinne dieser Schlüsselindustrie drücken werden.
Börsenrelevanz: hoch
Die Brexit-Modalitäten sind unüberschaubar geworden. Das liegt aktuell vor allem daran, dass die Briten beim Verhandlungsmarathon den Kürzeren zu ziehen drohen, weil sie in einer schwächeren Position sind als die geballte EU. Solange sich daran nichts ändert, ist mit einem harten Brexit zu rechnen.
Börsenrelevanz: sehr hoch
Italien ist vorübergehend aus den Schlagzeilen geraten. Das kann sich zwar schnell ändern, aber am Ende wird der Kapitalmarkt dafür sorgen, dass das Land wieder in die Spur kommt: Das heißt, dass die jetzige Regierung Abstriche an ihrer Schuldenpolitik machen muss, damit italienische Anleihen von Ratingagenturen nicht unisono auf Ramschniveau abgestuft werden. So die Meinung von Gabriel J. Felbermayr, designierter Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel.
Die Rückkehr zu normalen Verhältnissen wird allerdings sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Dazu braucht man sich nur vorzustellen, dass italienische Banken mehr Anleihen des eigenen Staats halten, als sie Eigenkapital ausgewiesen haben.
Börsenrelevanz: abflauend
Die Krawalle in Frankreich dürften Präsident Emmanuel Macron dazu veranlassen, klein beizugeben. Daraus folgt, dass die Reformen, die er vollmundig angekündigt hat, erst einmal aufgeschoben und danach zum größten Teil ad acta gelegt werden. Damit erübrigt sich bis auf Weiteres jeglicher Anspruch auf eine mögliche Führerschaft Frankreichs in der EU, wie Macron sie angestrebt hat.
Börsenrelevanz: indirekt und mit Verzögerung
Zu Beginn der kommenden Woche soll in Marokko der UN-Migrationspakt einen entscheidenden Schritt weiter gebracht werden. Das hört sich zunächst so an, als werde dort ein gutes Werk getan. Und weil der Pakt keine Bindungswirkung enthalte, spreche nichts dagegen, dass alle Länder an einem Strang ziehen – sagen seine Befürworter. Wenn sie sich da nicht mal irren! Denn der Pakt wurde hinter verschlossenen Türen ausgehandelt. Das hat bereits einige Länder veranlasst, ihn abzulehnen.
Was hinter diesem anti-demokratischen Gebilde steckt und mit welchen Konsequenzen schlimmstenfalls zu rechnen ist, erfahren Sie aus dem soeben erschienenen Buch “Der UN-Migrationspakt und seine Auswirkungen” mit Texten von Norbert Häring, Krisztina Koenen, Tomas Spahn, Christopher Walter und Alexander Wendt. Preis 12 Euro, zu bestellen bei www.tichyseinblick.shop.
Börsenrelevanz: wenn überhaupt, erst später, dann aber gewaltig
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
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Dieser Artikel wurde am 09.12.2018 auf www.goldseiten.de veröffentlicht.
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