Weniger Trubel, mehr Fokus: Aus der Edelmetall- und Rohstoffmesse wird „Forum ONE“
Seit dem Jahr 2005 hatte sich die Internationale Edelmetall- und Rohstoffmesse in München zu einem festen Termin für viele Privatanleger in Deutschland entwickelt. Zuerst in der Event-Arena des Olympiaparks in München und zuletzt im MVG-Museum, zog die Fach- und Publikumsmesse zum Thema Edelmetall- und Rohstoff-Anlage stets hochkarätige Redner an und bot Investoren eine Gelegenheit, physische Edelmetalle zu kaufen.
Umso überraschender war die Ankündigung eines Neustarts unter dem Namen „Forum ONE“ in einem völlig gewandelten Ambiente: Statt der rustikalen Umgebung des Verkehrsmuseums zwischen ausrangierten Straßenbahnen fanden sich die Teilnehmer in diesem Jahr im edlen Sofitel-Hotel im Herzen von München wieder. Und wer Menschenmassen erwartet hatte, konnte die „alte“ Edelmetallmesse kaum wiedererkennen: Die Nachfolge-Veranstaltung war konsequent auf Exklusivität ausgerichtet. Und das Fazit nach dem ersten von zwei Konferenztagen war einhellig: Die neue Messe bietet einen deutlich besseren Rahmen für anregende Gespräche und erkenntnisreiche Vorträge. Weniger Trubel, mehr Fokus – so lautet das neue Erfolgsrezept.
Wie auch in den Vorjahren konnten die Veranstalter viele bekannte Fachautoren für Vorträge gewinnen. Dr. Uwe Bergold, Gesellschafter der pro aurum Value GmbH, wies in seiner Präsentation darauf hin, dass der Dollar-Goldpreis seit 2002 um das Achtfache gestiegen sei. Doch Bergold riet dazu, nicht nur den Goldpreis allein zu betrachten, sondern auch die Währung, die an Gold gebunden ist. Ein Blick auf die Rekordhöhen des Goldes verdeutlichte, wie Währungen durch Inflation entwertet und ihre Besitzer enteignet werden. Er definierte alles, was als „Geld“ bezeichnet wird, als kein echtes Geld, sondern lediglich als eine Währung.
Das einzige wirkliche Geld ist nach seiner Auffassung Gold, und das seit über 3.000 Jahren. Gold sei das Urgeld und zeige, wie stark Währungen entwertet würden. In vielen Währungen sei der Goldpreis auf einem Allzeithoch, wie beispielsweise in Argentinien. Ein eklatantes Beispiel sei auch der türkische Goldpreis: Von 2011, wo er bei 3.000 Lira lag, liegt er heute über 50.000 Lira. Laut Bergold könne er problemlos auf 500.000 oder sogar fünf Millionen Lira steigen.
Die Auswirkungen des ungedeckten Papiergeldes sind nach Einschätzung von Dr. Uwe Bergold längst in der breiten Bevölkerung Deutschlands angekommen: Obwohl sich Menschen über drei bis vier Prozent freuen, betonte Bergold, dass die reale Inflation bei zehn Prozent liege, was einen Realzins von minus fünf Prozent bedeute. Der Nominalzins mache in diesem Zusammenhang keinen Sinn; der Realzins sei ausschlaggebend, da er dafür verantwortlich ist, dass das Vermögen in einem Zeitraum von 20 Jahren komplett vernichtet würde.
Abschließend betonte Dr. Uwe Bergold, dass die Krise noch nicht begonnen habe – bisher sei es lediglich eine Aufwärmung für die kommende. Er verwies darauf, dass über 600 Papierwährungen in der Geschichte bereits verschwunden seien, was eine eindrucksvolle Mahnung für die Gegenwart darstelle.
Großen Nachhall fand auch der Vortrag des Hedgefonds-Gründers Matthew Piepenburg. Der gebürtige US-Amerikaner beleuchtete auf der Edelmetallmesse in fließendem Deutsch die komplexe Dynamik der amerikanischen Finanzlandschaft. Seine Präsentation fokussierte auf das ikonische Amerika – ein Land voller großartiger Geschichten, das jedoch von Schulden geplagt ist. Eine markante Feststellung des Redners war, dass jeder US-Präsident seinen Wahlsieg wie ein Kind mit der Kreditkarte seines Vaters erkauft habe, was auf die enorme Verschuldung des Landes hinweise.
Zu den Höhepunkten des ersten Messetages zählte die Verleihung des Preises der Deutschen Edelmetallgesellschaft an Carl-Ludwig Thiele. Der ehemalige Bundesbank-Vorstand betonte die Bedeutung von „gutem“ Geld und glänzendem Gold. Er stellte klar, dass das eigentliche Kapital der Bundesbank das Vertrauen sei, und startete eine Transparenzoffensive rund um die deutschen Goldreserven im Ausland. Besonders ab 2010, während der Staatsschuldenkrise, sei das öffentliche Interesse an den deutschen Goldreserven gewachsen. Es seien sogar Zweifel an der Existenz und Echtheit des Goldes entstanden. Doch erst im Jahr 2012 wurden erstmals die Lagerstellen und Mengen unter die Lupe genommen – zu dieser Zeit im Wert von 133 Milliarden Euro. Thiele ermutigte auch künftig zur Transparenz im Umgang mit den staatlichen Goldreserven und betonte, dass es sich um das Gold des Volkes handle und dass die Öffentlichkeit ein Mitspracherecht über dessen Verwendung haben sollte.
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