Wie der Krügerrand zum Superstar der Goldmünzen wurde
Als die südafrikanische Rand Refinery im Jahr 1967 ein neues Produkt vorstellte, reagierten einzelne Vertreter der Fachwelt durchaus skeptisch: Eine Münze ohne Nennwert? Mit dem krummen Gewicht von 31,10 Gramm? Mit einem ziemlich einfach gestalteten Springbock und viel Freiflächen auf dem Münzbild? Und sowieso: Wer kommt schon auf die Idee, sein Geld in Gold zu stecken? So oder so ähnlich könnten die Fragen geklungen haben, mit denen die Südafrikaner damals konfrontiert wurden. Fünfzig Jahre später ist klar: Ihr Gespür war goldrichtig.
Der Krügerrand hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zum Maß aller Dinge in der Welt der Edelmetalle entwickelt, bis heute wurde die Münze weltweit über 60 Millionen mal verkauft. Die Goldmünze aus Südafrika gilt als der Vater eines ganzen Produktsegments, welches im englischsprachigen Raum als „Bullion“ bekannt wurde: Hierbei handelt es sich um Münzen, die nicht als Zahlungsmittel geprägt wurden, sondern als Wertanlage. Sie zeichnen sich durch einen äußerst hohen Feingehalt aus und werden üblicherweise mit einem Gewicht von einer Unze geprägt – diese Gewichtseinheit wurde erst durch den Krügerrand zum Goldstandard der Münzprägung.
Als der Krügerrand im Jahr 1967 erstmals auf den Markt kam, war an das moderne Edelmetall-Investment mithilfe von professionellen Edelmetallhändlern wie pro aurum mit Niederlassungen in ganz Deutschland sowie einem Onlineshop noch nicht zu denken: Das System von Bretton-Woods, welches feste Wechselkurse für die wichtigsten Leitwährungen der Welt und somit auch einen festen Preis für Gold vorsah, war seit Jahren brüchig. In den USA galt bis ins Jahr 1974 noch ein offizielles Goldverbot, welches vielfach umgangen wurde, doch Gold stand als Anlageklasse noch nicht im Fokus von Privatanlegern – zumal die klassischen Sparformen wie das Sparbuch damals noch stattliche Zinsen abwarfen.
Siegeszug des Krügerrand
Nach einem schleppenden Start und Prägezahlen im geringen fünfstelligen Bereich begann der Siegeszug des Krügerrand in den siebziger Jahren parallel zum Ende des Goldverbotes in den USA. Die Auflagezahl des Krügerrand überstieg die Marke von einer Million Stück pro Jahr. Ab 1980 wurde aufgrund der massiven Nachfrage die Produktpalette erweitert, seitdem gab es den Krügerrand auch in kleineren Stückelungen zu einer halben Unze, einer Viertelunze und einer Zehntelunze.
Bevor sich die neuen Krügerrand-Größen am Markt etablieren konnten, kam es jedoch zu einer Entscheidung, welche die Erfolgsgeschichte des Krügerrand beinahe zerstörte: Die Apartheid-Politik Südafrikas sorgte dafür, dass zahlreiche Staaten in Europa sowie die USA weitreichende Sanktionen gegen südafrikanische Produkte verfügten und eigene Anlagemünzen produzierten – es ist kein Zufall, dass erst in den achtziger Jahren der Maple Leaf aus Kanada, der American Eagle aus den USA und der Philharmoniker aus Österreich entwickelt wurden.
Mit dem Ende des weltweiten Handelsembargos gegen Südafrika kehrte auch der Krügerrand auf die Bühne des Edelmetall-Investments zurück. Es dauerte allerdings noch einige Jahre, bis sich der Krügerrand nach dem Jahrtausendwechsel seine „Pole Position“ zurückerkämpft hatte. Inzwischen ist er wieder die unangefochtene Nummer Eins der Edelmetall-Anlagemünzen, nicht zuletzt wegen seiner gleichbleibenden Gestaltung: Auf der Münze sind seit 1967 sowohl der südafrikanische Präsident Paul Kruger als auch der Springbock als südafrikanisches Nationaltier zu sehen. Beide sind zu numismatischen Ikonen geworden und machen deutlich, dass es bei der Münzprägung keine Spezialeffekte braucht, um zu einer Legende zu werden – im Fall des Krügerrand ist es „nur“ Gold (und seit 2017 auch Silber) sowie eine Gestaltung, die leicht in Erinnerung bleibt und überall auf der Welt verstanden wird.
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