Selbst rekordhohe Aktienkurse können Gold derzeit wenig anhaben
Der Goldpreis startete aufgrund der markanten Dollarschwäche fulminant ins Jahr 2018 und kletterte im Januar zeitweise auf den höchsten Stand seit Juli 2016. Selbst rekordhohe Aktienkurse an diversen Börsen konnten den Aufwärtsdrang des Krisenschutzes nicht verhindern.
Enormer „Berg fauler Kredite“ in Europa
Mitte Januar veröffentlichte die Europäische Kommission ihren ersten Bericht über den aktuellen Stand ausfallgefährdeter Kredite europäischer Banken, die umgangssprachlich häufig als „faule Kredite“ bezeichnet werden. In einer Pressemeldung der Europäischen Kommission war nachzulesen, dass die „gemeinsamen Anstrengungen von Banken, Aufsehern, Mitgliedsländern und Kommission bereits erste Früchte tragen“. Außerdem wurde betont, dass die Quote ausfallgefährdeter Darlehen in fast allen Mitgliedsstaaten rückläufig war und europaweit Ende Juni auf 4,6 Prozent gesunken sei. Pikant dabei: In der Pressemeldung suchte man vergeblich nach dem konkreten Volumen fauler Kredite. Diese fiel mit 950 Milliarden Euro beängstigend hoch aus. Als ausfallgefährdet gilt ein Kredit, wenn seine Rückzahlung 90 Tage oder länger überfällig ist.
Für mich ist es geradezu ungeheuerlich, dass trotz Rettungsschirmen und rekordniedriger Zinsen rund 950 Milliarden Euro fauler Kredite bei den europäischen Banken schlummern. Deshalb sehe ich die Zukunft europäischer Banken alles andere als rosig. Angesichts der mageren Ertragslage europäischer Banken dürfte klar sein, dass es wohl Jahrzehnte dauern wird, bis diese Kredite final abgeschrieben werden könnten. Vor diesem Hintergrund bergen die Pläne der EU, eine Bankenunion zu schaffen, für relativ solide finanzierte Staaten wie Deutschland ein erhebliches Risiko. Für mich ist sie vor allem eine Haftungsgemeinschaft mit dem Ziel einer gemeinsamen länderübergreifenden Einlagensicherung. Das funktioniert aber nur, wenn Deutschland mitzieht. Ich bin davon keineswegs begeistert und hoffe, dass wir da nicht mitmachen und somit nicht der Zahlmeister Europas werden. Eine echte Option wäre die Bankenunion für mich nur dann, wenn sämtliche Altlasten der Banken abgetragen würden.
Russland kauft Gold, Deutschland Yuan
Die russische Zentralbank erwies sich auch 2017 als extrem goldhungrige Notenbank. Laut World Gold Council hat sie ihre Goldbestände auf Jahressicht von 1.615,2 auf 1.778,9 Tonnen erhöht. Der chinesischen Zentralbank wird ebenfalls ein enormer Goldappetit nachgesagt, verlässliche Zahlen über die konkrete Höhe des chinesischen Goldbesitzes gibt es jedoch nicht. Die Zahlen vom World Gold Council weisen aktuell 1.842,6 Tonnen aus und haben sich damit in den vergangenen Monaten nicht verändert. Da China als weltgrößter Goldproduzent gilt und aus Hongkong und Shanghai regelmäßig erhebliche Zuflüsse erfolgen, kann man davon ausgehen, dass im Reich der Mitte die tatsächlichen Goldreserven deutlich höher ausfallen dürften.
Gemäß der aktuellen Statistik des World Gold Council hält Deutschland – nach den USA – mit 3.373,70 Tonnen weltweit die zweithöchsten Goldreserven. Mitte Januar wurde bekannt, dass die Deutsche Bundesbank ihre Devisenreserven um eine weitere Währung „bereichern“ wird, den chinesischen Yuan. Ich sehe den Grund für diese Entscheidung aber weniger in der Attraktivität der chinesischen Währung als vielmehr in der zunehmenden Bedeutung Chinas im globalen Handel. Bundesbankvorstand Andreas Dombret begründete diesen Schritt übrigens mit der Tatsache, dass auch der Internationale Währungsfonds 2016 den chinesischen Yuan als Bestandteil in seine sogenannten Sonderziehungsrechte aufgenommen hat. Auch die EZB hält mittlerweile chinesischen Yuan. Im Juni vergangenen Jahres wurde eine Investitionssumme von 500 Millionen Euro genannt. Mir ist dabei aufgefallen, dass fast zeitgleich die offiziellen chinesischen Goldkäufe eingestellt wurden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
sentix sieht Überhitzungsgefahr
Die im Januar vom Beratungsunternehmen sentix GmbH veröffentlichten Stimmungsindikatoren zur Konjunktur fielen eindeutig positiv aus. In Euroland befindet sich die Konjunktur „weiter in exzellenter Verfassung“. Dabei wurde folgendes konstatiert: „Das Momentum bleibt positiv.“ Auch in den restlichen Weltregionen gebe es keine Schwächesignale. „Der Aufschwung sei stark und immer stärker synchronisiert.“ In dem Kommentar der sentix-Manager wird jedoch folgendes Fazit gezogen: „Die Wahrscheinlichkeit für Überhitzungsgefahren steigt.“
Diverse Indikatoren zeigen klar an, dass sich einige Branchen und zahlreiche Länder im Boom befinden. Mich wundert es daher nicht, dass viele internationale Aktienindizes auf Allzeithoch notieren. In diesem Zusammenhang möchte ich aber auf eine alte Börsenweisheit hinweisen, die Folgendes besagt: „Eine Hausse wird in der Depression geboren und stirbt in der Euphorie.“ Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr eine technische Korrektur bei den Aktien um 10 bis 15 Prozent erleben werden – eine echte Crashgefahr sehe ich allerdings nicht, weil der Glaube an die Allmacht der Notenbanken das Sentiment an den Börsen nach wie vor beherrscht. Fast jeder erwartet Rettungsmaßnahmen, falls es zu ernsten Verwerfungen kommen sollte. Das wird mögliche Talfahrten an den Börsen bremsen.
Käufer dominieren den Handel eindeutig
Der Handel im Januar verlief eher durchschnittlich, wobei das Kaufinteresse eindeutig überwog. Auf neun Käufer kam ein Verkäufer. Als meistgehandelte Gattungen haben sich die Goldunzen Krügerrand und Wiener Philharmoniker erwiesen. Bei den Goldbarren wurden vor allem die Gewichtseinheiten 100 Gramm und 250 Gramm gekauft. Bei Silber, das im Januar die Marke von 17 Dollar überwunden hat, konnte man die stärksten Käufe bei den differenzbesteuerten Unzenmünzen Maple Leaf und Australisches Känguru verzeichnen. Eine ideale Gelegenheit, diese Exemplare entspannt zu erwerben, stellt übrigens der verkaufsoffene Samstag am 24. Februar an allen deutschen Standorten dar.