Die Rand Refinery hat mit dem Krügerrand eine Investment-Legende erfunden, doch Münzprägestätten in aller Welt sind den Südafrikanern dicht auf den Fersen – und ausgerechnet ein kleines Land in Europa bietet den USA, Kanada und Australien beim Verkauf von Goldmünzen die Stirn. Liebevoll als “Silver Harmonic” oder “Phil” bezeichnet, hat sich ein Motiv aus Österreich zu einem Investment-Renner in aller Welt entwickelt: Mit einem Ensemble aus einem Cello, Horn, Fagott, Harfe sowie jeweils zwei Geigen und Bratschen ist der Wiener Philharmoniker in Gold, Silber und Platin der wichtigste Botschafter Europas in der Welt der Edelmetallanlagemünzen.
Wenn irgendwo in der Welt kulturell interessierte Menschen gefragt werden, was sie mit Österreich verbinden, wird eine Antwort ganz oben auf der Liste stehen: Wiener Philharmoniker. Allerdings ist nicht klar, was damit gemeint ist – eines der führenden Orchester oder eine der führenden Goldmünzen der Welt. Doch egal, welche der beiden Möglichkeiten angesprochen ist, schwingen stets die gleichen Gedanken mit: Man denkt an etwas Edles, Besonderes, Einzigartiges. Man stellt sich etwas vor, was man nicht alltäglich zu Gesicht bekommt; ein Hochgenuss für alle Sinne, ein bleibender Wert über Generationen hinweg. Was auf die Wiener Philharmoniker als das wohl beste Orchester Europas zutrifft, gilt gleichermaßen auch für den Wiener Philharmoniker als beliebteste Goldmünze Europas.
Tatsächlich hat die Münze Österreich entscheidenden Anteil an der Entwicklung von Gold zu einer echten Investment-Alternative für Privatanleger in aller Welt. Denn bereits ein paar Jahre, nachdem die Rand Refinery mit dem Krügerrand eine neue Zeitrechnung in der Welt des Edelmetall-Investments einführte, machte die Münze Österreich die Wertanlage mit modernen Anlagemünzen in Europa salonfähig: Nach der Freigabe des Goldpreises infolge des Zusammenbruchs des Bretton Woods Systems wollten viele Österreicher auch etwas Gold besitzen, doch es gab allenfalls Nachprägungen von historischen Handelsgoldmünzen wie Dukaten, Kronen und Florin für Privatanleger. Im Jahr 1976 gab die Münze Österreich, damals noch als Österreichisches Hauptmünzamt, erstmals in der Zweiten Republik eine Goldmünze aus. Sie hatte einen Nennwert von 1.000 Schilling und war dem 1000. Jahrestag der Einsetzung der Babenberger gewidmet.
In den Alpen setzte daraufhin ein regelrechter Goldrausch ein, denn der Umtauschwert von 1.000 österreichischen Schilling lag nur knapp oberhalb des aktuellen Goldpreises. Die Münze Wien musste nachprägen und brachte insgesamt rund 1,8 Millionen Stück der Münze unters Volk. Der „goldene Tausender“ war auch ein beliebtes Geschenk zur Hochzeit oder Firmung erhalten. Und erst mit der Einführung des Euro verlor die erste Goldmünze der Zweiten Republik Österreich ihre Funktion als Zahlungsmittel.
Nach diesem großen Erfolg mussten sich die Österreicher allerdings 13 Jahre lang gedulden, bis die Münze Österreich gegen Ende der Achtziger Jahre wie auch die meisten anderen international ausgerichteten Prägestätten auf den Bullion-Zug aufsprang. Gegen Ende des Jahres 1988 wurden die Vorbereitungen für die Entwicklung einer Edelmetall-Anlagemünze begonnen.
Die Goldhaube als typische österreichische Tracht sowie das Benediktinerkloster Stift Melk als Wahrzeichen der Wachau galten bis zuletzt als ernste Alternativen zu dem weltberühmten Orchester aus Wien als Thema der ersten österreichischen Bullion-Münze – doch am Ende setzten sich die Wiener Philharmoniker durch. Mit dieser Themenwahl hat die Münze Österreich ein Statement in die Welt ausgesendet, welches in Tokio, New York, Paris und London bis heute wahrgenommen wird: Sowohl das Orchester als auch die gleichnamige Goldmünzen gelten als Aushängeschilder Österreichs. Und nach der Erstausgabe im Jahr 1989 entwickelte sich „Phil“ schnell zu einem europäischen Krügerrand – bereits ein Jahr später wurde der „Wiener Philharmoniker“ zur meistverkauften Münze in Europa und zwischen 1992 und 2000 gleich viermal zur „meistgekauften Münze der Welt“ ernannt.
Inzwischen spielt Österreich mit dem Wiener Philharmoniker auch in Silber und Platin die erste Geige, die Gold-Produktpalette wurde um eine Viertelunze, eine halbe und eine Zehntelunze erweitert. Und eine besondere Anfertigung des Philharmonikers ist inzwischen als numismatischer Botschafter in aller Welt unterwegs und steht unter anderem im Goldhaus bei pro aurum in München: „Big Phil“ hat ein Gewicht von 31,103 Kilogramm, ist 37 Zentimeter breit und zwei Zentimeter dick, der Nennwert liegt bei 100.000 Euro. Zur Einführung des Euro wurde der Nennwert eines Gold-Philharmonikers von Schilling auf Euro umgestellt, statt 2.000 Schilling liegt der Nennwert inzwischen bei 100 Euro. Und mit dem Euro stellte sich bei der Münze Österreich auch der Durchbruch mit den Edelmetall-Anlagemünzen ein: Im Jahr 2008 explodierten die Umsätze auf das Zehnfache, verantwortlich war dafür neben der Wirtschaftskrise auch die Einführung einer silbernen Version des Philharmonikers. Eine Million Goldmünzen pro Jahr prägt die Münze Österreich, die 20-Millionen-Marke steht kurz bevor. Eine Milliarde Euro pro Jahr setzt die Münze Österreich inzwischen pro Jahr mit ihren Goldmünzen um. – Tendenz weiter steigend.
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