Der Bitcoin-Boom lässt insbesondere konservative Anleger ratlos zurück: die astronomischen Kursschwankungen in kürzester Zeit, die vielen kurzfristigen Transaktionen und eine Spekulation auf etwas, das es in physischer Form gar nicht gibt – es besteht durchaus Anlass zur Skepsis. Und viele Investoren fühlen sich an ein Ereignis erinnert, welches seit Jahrhunderten als Musterbeispiel für eine Spekulationsblase gilt: die niederländische Tulpenblase.
Im 17. Jahrhundert kam es zu einer massiven Spekulation mit Tulpenzwiebeln. So sind die Preise für Tulpenzwiebeln zwischen 1630 und 1637 rasant angestiegen und dann plötzlich eingebrochen, nachdem immer größere Teile der niederländischen Bevölkerung ihr Geld in Tulpenzwiebeln gesteckt hatten. Hinzu kamen professionelle Spekulanten, welche Tulpenzwiebeln verkauften, die sie gar nicht besaßen – es waren sozusagen Leerverkäufe, die stark an die umstrittenen Zertifikate und Optionsscheine des 21. Jahrhunderts erinnern.
Erste Spekulationsblase der Menschheitsgeschichte
Bis heute wird die niederländische Tulpenkrise als eine der ersten Spekulationsblasen der Menschheitsgeschichte verstanden, welche mit entsprechenden Belegen gesichert ist. Allerdings sind einzelne Details umstritten. So weist beispielsweise die britische Geschichtsprofessorin Anne Goldgar darauf hin, dass die überlieferten Preise von bis zu 5.000 Gulden oder dem Gegenwert eines Hauses nicht belegbar seien. Goldgar hatte Spitzenwerte ermittelt, die einem durchschnittlichen Jahresgehalt entsprachen.
Dennoch gilt die Tulpenkrise als Blaupause für exzessive Finanzspekulationen und den Übermut von Anlegern, die eigentlich gar nicht wissen, was sich hinter ihrem Investment verbirgt – und hier sehen viele Kritiker deutliche Parallelen zu den Finanzmärkten des 21. Jahrhunderts. Und es dürfte aus heutiger Sicht schon überraschend sein, dass bereits vor mehreren hundert Jahren regelrecht mit Optionsscheinen, also dem Versprechen auf die Lieferung eines tatsächlich nicht existierenden Gutes, gezockt wurde. Was damals die Tulpen waren, ist heute Gold – der Gegenwert des Goldes, welches in aller Welt in Form von Finanzmarktpapieren gehandelt wird, übersteigt die Menge des tatsächlich vorhandenen Goldes um ein Vielfaches.
Schon damals wäre ein sicherer Hafen wie Gold dringend nötig gewesen
Auch wenn das konkrete Ausmaß der Tulpenkrise bis heute nicht vollständig geklärt werden konnte, lassen sich aus dem Ereignis dennoch zahlreiche Lehren ziehen – so wird beispielsweise deutlich, welche gravierenden Auswirkungen das Platzen einer Spekulationsblase hat: Nach 1637 sind die Löhne und Immobilienpreise in den Niederlanden zusammengebrochen und der Terminhandel musste vom Staat strikt reguliert werden, nachdem sich die Zahl der Insolvenzen zwischen 1635 und 1637 verdoppelt hatte. Schon damals wäre ein sicherer Hafen wie Gold dringend nötig gewesen – eine Erkenntnis, die bei vielen Anlegern im Jahr 2018 noch nicht angekommen ist.